„Bodentag online“ – landwirtschaftliche Ausbildung für Boden- und Klimaschutz

Staatliche Landwirtschaftsschule und Marianne-Rosenbaum-Schule organisieren im Rahmen des „Grünen Bildungszentrums Straubing“

online-Fortbildung zum Thema Boden

 

Die Landwirte und Landwirtinnen von morgen müssen fit gemacht werden für die beruflichen und klimatischen Herausforderungen der Zukunft. Lehrkräfte der Landwirtschaftsschule und der Berufsschule wollen den Nachwuchs daher für dieses Thema sensibilisieren. Denn nur mit innovativen Wegen und Lösungsansätzen kann die Landwirtschaft der Zukunft auf den Klimawandel mit zunehmender Trockenheit, Starkniederschlägen und langen Regenperioden im Winter  reagieren. Aber auch die Konzepte zur Neuausrichtung der Landwirtschaft auf europäischer und nationaler Ebene fordern unter anderem erweiterte Fruchtfolgen und eine Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Daher standen der Boden und insbesondere die langfristige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Fokus.

So boten beide Schulen in enger Zusammenarbeit einen besonderen halben Unterrichtstag an, zu dem sie hochkarätige Referenten zu online Vorträgen einluden. Durch die hervorragende Organisation des „Bodentages“ von Herr Stephan Obermaier, Wasserberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing zusammen mit Frau OStRin Beate Frank von der Marianne-Rosenbaum-Schule konnten Dr. Martin Wiesmeier von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising, Herr Johann Schneck, ehemaliger Leiter der Fachschule für ökologischen Landbau Landshut-Schönbrunn sowie Hans Grötzinger, Betriebsleiter bei Bodenkirchen, Landkreis Landshut, gewonnen werden.  Auf dem Programm stand als Eingangsreferat die Bedeutung des Humus in der Landwirtschaft mit der Frage, ob eine CO2-Bindung für die Rettung des Klimas möglich sei. Dr. Martin Wiesmeier brachte dazu die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Untersuchungsergebnisse näher und zeigte auf, dass der Humus eine Schlüsselkomponente für die Bodenfunktionen darstellt. Er machte deutlich, dass Boden der größte Kohlenstoffspeicher der Erde ist, aber auch, dass man nicht unendlich viel Humus in Boden einlagern kann. Dennoch sieht er die CO2-Bindung im Boden als ein wichtiges Puzzlestück an, um damit aktiv Klimaschutz zu betreiben. Er gab eine Vielzahl von Maßnahmen zum Humuserhalt-und aufbau an die Hand. Herr Wiesmeier ging auch auf die Humuszertifikate als privates Förderinstrument ein, welche die gesellschaftliche Wahrnehmung als Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz fördern können. Herr Johann Schneck faszinierte mit seinem langjährigen und umfangreichen Erfahrungsschatz zur regenerativen Landwirtschaft. In seinem Referat verband er den Einfluss der Bodenbewirtschaftung auf die Bodenfruchtbarkeit mit der Frage, ob die regenerative Landwirtschaft Lösungsansätze bietet. Ziele des regenerativen Ackerbaus sind die Aktivierung und Stärkung des Bodenlebens und die natürliche Humusanreicherung durch z.B. ganzjährige Begrünung des Ackers über Untersaaten in Hauptfrüchten wie Getreide, Mais oder Raps. Die empfohlenen Untersaaten sind Mischungen von Gräsern, Körnerleguminosen und Kreuzblütlern. Selbstverständlich wird der Zwischenfruchtanbau als wichtige Möglichkeit gesehen, die Bodenbedeckung zu verlängern. Angestrebt wird eine flache Einarbeitung der Zwischenfrüchte- die sogenannte Flächenrotte. Hierfür muss jeder für seinen Betrieb nach den Grundsätzen der regenerativen Landwirtschaft die passende Strategie entwickeln, so Herr Schneck, um neben hohen Erträgen auch wieder mehr Freude an der Arbeit zu haben. Für erstrebenswert hält er auch den regen Austausch der Landwirte untereinander über die verschiedenen Systeme und als Tipp gab er: Viel ausprobieren! Als Experte auf dem Gebiet des Zwischenfruchtanbaus gilt Herr Obermaier schon seit langem. Er vertiefte die Kenntnisse zur Bodenstruktur und Bodenbedeckung. Seine Empfehlung ist, das Augenmerk auf das Bodenleben zu richten, und zwar nicht nur auf den Regenwurm, sondern auf die Gesamtheit der Bodenlebewesen. Die Veränderung im Klima bringt auch eine Veränderung im Anbau mit sich, so Obermaier. Lösungswege können Mulchbedeckung, reduzierte Bodenbearbeitung, organische Düngung, ausreichende Kalkversorgung sowie Verminderung des Bodendrucks sein.

Mit sehr großem Interesse verfolgten die Teilnehmer die Ausführungen von Betriebsleiter Hans Grötzinger, der in seinem Biobetrieb die Ansätze der regenerativen Landwirtschaft umsetzt. Er begeisterte mit seinem Praxiswissen, das er sich mit viel Geduld und durch Ausprobieren angeeignet hat. So gelangte er zu einem für seinen Betrieb optimalen System, mit dem er stabile Erträge erzielt. Er gab einen detaillierten Einblick in seine Praxis angefangen von der flachen Bodenbearbeitung mit den entsprechenden Maschinen über die Untersaaten bis hin zu seiner vielfältigen Fruchtfolge sowie den Einsatz von Fermentzusätzen wie Komposttee bzw. Heutee in der Gülle. Neben seiner Bio-Biogasanlage hat sich Herr Grötzinger noch ein weiteres Standbein mit dem Vertrieb eigener Bio-Produkte geschaffen.

Am Schluss der Vorträge bestand die Gelegenheit, online in eine offene Podiumsdiskussion einzutreten, moderiert von Herrn Stephan Obermaier.

Die Referenten beantworteten hierbei viele Fragen. Ein rundum sehr gelungener online-Unterricht ging zu Ende, bei dem wieder einmal klar wurde, wie wichtig eine umfassende, sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierte Aus- und Weiterbildung ist, um mit einem landwirtschaftlichen Betrieb kompetent in die Zukunft gehen zu können.